Mittwoch, 13. April 2016

Mit Schneeschuhen im Abisko Nationalpark


Die GPS-Tracks der drei Wanderungen zeigen es: wir waren ziemlich wirr unterwegs. Teilweise folgten wir dem gespurten Kungsleden, dann wieder einem der fünf Naturstige, die im Winter selten begangen werden. Immer wieder legte ich eine Spur ins unberührte Weiss. So erlebten wir eine eindrückliche Winterlandschaft und fanden dank unseren guten Ortskenntnissen immer wieder in die Fjällstation zurück. In diesem Stil darf man jedoch nur unterwegs sein, wenn man entsprechend ausgerüstet ist. Ohne GPS und Lawinenschaufel sollte man schön brav auf markierten und gespurten Wegen bleiben!







Freitag, 25. März 2016

Heute ist der Himmel bedeckt. Wir haben vor, bis zur Brücke über den Nissunjåkka dem Kungsleden zu folgen und dann weglos zum Vuolip Njagajavri zu spuren. Ein kurzer Exkurs in samischer Sprache: Javri oder Jaure heisst See, vuolip unten, also Unterer Njagasee.









Am Kungsleden (Königspfad, Fernwanderweg) sind die Winterwege mit Andreaskreuzen markiert. 
Ich war am Kungsleden schon oft unterwegs, 10 mal im Sommer und 9 mal im Winter. Heute werden wir kleinere Brötchen backen.
 Was wir im Hohen Norden ganz besonders lieben ist das stets wechselnde Licht. Fast jeder Tag hält eine Überraschung bereit.

 In Mooren ist auch im tiefsten Winter immer wieder offenes Wasser zu beobachten.

Statt den markierten Winterwegen kann man im Winter mit den Skiern bequem auf den Flüssen laufen so wie hier am Abiskojåkka.










Unser Tagesziel, die Brücke über den Nissunjåkka, ist nicht gerade eine Augenweide. Im Sommer ist sie natürlich unentbehrlich - im Winter kann man auf sie verzichten.




 Auf dem Rückweg folgen wir einer Spur Richtung Abisko Östra. Auf der Suche nach dem Vuolip Njagajavri irre ich im Gelände herum.
Solche Rücken mit Kiefern gibt es mehrere, und der erhoffte See kommt auf der andern Seite mehrmals nicht ...
Wie der Knopf im Nastuch. An was erinnert wohl der Knopf an dieser Kiefer?
 Und endlich laufen wir über den See. Ein markierter Naturstig leitet von hier zurück zur Bahnstation Abisko.
Nordlichter haben wir zwar keine gesehen, aber bei der Bahnstation zeigt sich die Sonne in besonderem Licht ....
 .... und zur Freude des ferrophilen Fotografen rollt ein Erzzug vorbei.
Drüben bei der Turiststation werde ich an den Song "Mir si mti em Velo da" ....
.... und anschliessend ruhen wir uns in unserem einfachen, aber gemütlichen Zimmer im Haus Keron ein bisschen aus.











27. April 2016

Ostersonntag. Das immer gute Frühstück in der Fjällstation ist heute besonders reichhaltig.


 Eigentlich wollten wir ja heute mit der Linbana in die Höhe fahren und ins Karsavagge wandern. Wir wissen nicht, wie sich das Wetter entwickelt und wählen den Naturstig, der zum Balip Njagajavri hinaufführt.















Zwar kein blauer Himmel, aber wiederum traumhafte Lichtstimmungen.



Im Birkenwald öffnet sich der Blick zum Torneträsk. Den mit GPS und Karte gesuchten Balip Njagajavri finden wir nicht.


Wir folgen dann einige Kilometer dem markierten Weg, der von Abisko Östra nach Abiskojaure führt. Gar kein Vergnügen: die Schweden lieben die sonntägliche und rasante Ausfahrt mit dem Scooter.

Der Weg führt bei der Apfelsintallen vorbei. Da gibt es sogar etwas wie ein Gipfelbuch. Das Rätsel löst sich dann mit Hilfe des Wörterbuchs: Tallen heisst Kiefer, die Orangenkiefer also.
In den offenen Moorflächen dominiert nicht mehr die Birke. Die Kiefern geben der Landschaft ein besonderes Gepräge.
Ausgeaperte Krähenbeeren - Futterplatz für Hasen und Vögel.















 Zurückgekehrt in der Fjällstation erwartet uns ein österliches Festmenü.


























28. April 2016

 Heute ist Traumwetter. Allerdings weht der Wind, mit ca. 25 Meter pro Sekunde. Das sind 90 Stundenkilometer. Die Linbana fährt nicht.
Aller guten Dinge sind drei. Die meisten Gäste bleiben im Haus - wir machen uns auf ins Fjäll.
 Stimmungsvolle Lapporten.


Auf dem See braucht es bei heftigem Gegenwind viel Standkraft.




Wir queren hinüber zum Kungsleden und rasten beim Dag Hammarskjöld-Meditationsplatz.










Samische Inschrift auf dem Stein. Übersetzt:
Die längste Reise ist die Reise in sich.













 Im Birkenwald ist es bei diesem Sturmwind gefährlich. Wir kehren im offenen Gelände zurück.











Unterwegs leistet Käthi einem kopflosen Schneemann erste Hilfe.
Und schon setzt er sich in Positur ...
 ...und winkt heranbrausenden Schlittenhunden.


 Ein zweites Gespann - mit hoher Geschwindigkeit trotz heftigem Wind.


Zum Abschluss noch ein Ausschnitt aus der Fjällkarte BD6:

Linien rot durchgezogen: markierte Sommer- und Winterrouten
Rot punktiert: Sommerrouten
Rot gestrichelt: Winterrouten
Fein schwarz getüpfelt: Pfade der Samen

Die Karten sind recht genau. Felsen und Schluchten sind nicht ersichtlich. Bei schlechter Sicht sollte man sich nur auf markierten Wegen oder in bekanntem Gelände bewegen.



Montag, 11. April 2016

Inselhüpfen am Torneträsk

Schon vor einem Jahr hatten Käthi und ich geplant, den Nationalpark Abisko mit Schneeschuhen zu erwandern. Kurz vor der Abreise verletzte sich Käthi bei einem Sturz am Bantiger - wir verschoben die Reise nach Skandinavien auf unbestimmte Zeit.

Dieses Jahr wollten wir es nochmals packen. Wir hatten Glück: die Schneeverhältnisse und das Wetter waren ideal, die eiskalten Tage blieben aus, meine Handschuhe blieben die ganze Zeit im Rucksack.

Wie immer nähern wir uns dem Hohen Norden behutsam an. Hier sind wir mit der Stena Scandinavica unterwegs von Kiel nach Göteborg. Morgens um 8 Uhr erreichen wir die ersten Schäreninseln. Vom Hafen fahren wir mit dem Älfsnabben hinauf zum Bahnhof, wo die Weiterreise nach Stockholm beginnt.
Wie fast immer haben wir im Schlafwagen gut geschlafen und kommen ausgeruht in Schwedisch Lappland an. Am neuen Bahnhof von Kiruna befinden wir uns direkt unter dem Slalomhügel.
Ankunft in Abisko Turist. Wir können unser Zimmer im Haus Keron noch nicht beziehen und machen einen ersten Spaziergang hinunter zum Torneträsk. Der Torneträsk ist mit einer Länge von 70 km und einer Fläche von 332 Quadratkilometer der grösste See in der Provinz Norbotten.
Unterwegs schauen wir hinunter in die Schlucht des Abiskojåkka.

Den Torneträsk betreten wir unten beim Bastu-Häuschen. Bastu (Badestube) ist das schwedische Wort für Sauna. Nach der Sauna wälzen sich die Schweden nackt im Schnee oder tauchen durch ein Loch ins Wasser. Nichts für mich: das Wasser wäre mir viel zu warm .....
Abisko hat ein kleines Skigebiet. Die langsamste Sesselbahn der Welt (uraltes Schweizerprodukt) führt hinauf zum Njulla. Die Abfahrten sind recht steil und ruppig.
Blick hinüber zur Lapporten. In der Geschichte der Samen spielt dieser Durchgang durchs Fjäll (Gebirge) eine wichtige Rolle.
Auf dem See wandern wir hinüber zur Mündung des Abiskojåkka, wo wir eine erste kleine Insel überqueren.
Im Mündungsgebiet brüten im Frühsommer viele Vögel. Eine grosse Fläche ist Vogelschutzgebiet und darf erst ab Mitte Juli wieder betreten werden.
Auf dem Rückweg zur Fjällstation sehen wir den ersten Erzzug, unterwegs von Narvik nach Kiruna. Die stärksten Lokomotiven ziehen bis zu 70 beladene Erzwagen. Auf dem Rückweg nach Kiruna sind sie natürlich leer.







GPS-Track Inselhüpfen



Am, 26. März machen wir uns auf zur Inseltour. Leichte Nebelschwaden machen den Tag besonders spannend.
Auf dem harten Eis liegt eine Schicht Pulverschnee. Es ist ein Vergnügen, so zu spuren.
Auf dieses rote Zelt habe ich hingehalten. Das Eisfischen ist das grosse Winterhobby der Schweden. In Zelten und Häuschen machen sie es sich gemütlich und bohren grosse Löcher ins Eis.
Auf der Insel Abeskosuolu eröffnet sich ein ganz spezieller Blick auf die Lapporten. Die kleine Insel liegt im Perimeter des Nationalparks Abisko und ist unbewohnt. Ich komme mir vor wie Robinson. Heute ist Samstag - Freitag wäre gestern gekommen ..
Wir steigen auf zum höchsten Punkt und sehen hinüber zur anderen Seeseite.
Durch lockeren Birkenwald werden wir hinunter zum Ufer queren.
Ich liebe diese Landschaft und komme hinauf in den Norden, solange mich meine Füsse tragen.
Diese Spuren kenne ich vom Hohgant. Hier ist ein Schneehuhn gelandet und hat sich im lockeren Schnee eingegraben.
Biologen können aus der Anzahl *Gägeli" berechnen, wie lange das Huhn hier Schutz gesucht hat.

Hier haben Hasen geäst und ihre Spuren hinterlassen. Auf der kleinen Insel hat es natürlich keine Spuren vom Elch und Ren

Von starkem Wellengang bilden sich am Ufer bizarre Eisplatten.
Ein Schwede bohrt ein Loch ins Eis. Die Hüttenwartin in Teusajaure rüstete uns vor Jahren auch aus mit Bohrern. Gefangen haben wir nichts ...
Es ist schwierig, mit Schneeschuhen zu hüpfen. Innerlich habe ich es bei diesem Anblick getan - vor Freude.
Im Nebel und Schneesturm wäre es unmöglich, sich auf dem See zu orientieren. Das GPS ist ein Muss! Ich zeichne immer einen Track auf - diesen könnte man umkehren und sicher wieder nach Abisko gelangen.
Auf dem Rückweg dringen wir weit in das Canyon des Abiskojåkka hinein. Ich rutsche an einer schmalen Stelle aus und wäre beinahe ins kalte Wasser gefallen. Wer ist da wohl am meisten erschrocken ...?
Eiszapfen in allen möglichen Formen und Farben.
 Das Restaurant in der Fjällstation Abisko gehört zu den 50 besten von Schweden. Wir fahren wegen der unberührten Natur hinauf in den Hohen Norden; aber zu verachten ist so gutes Essen natürlich nicht.